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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Staats- und Bürgerkunde - S. 142

1910 - Wittenberg : Herrosé
142 Werkskammer ihren Sitz. Hier finden die großen alljährlichen Beratungen statt, und hier arbeitet ihr Vorsitzender zusammen mit dem Sekretär der Kammer, der ein rechtsgelehrter Herr ist, nach den Beschlüssen aller Kammermitglieder zum Wohl des Handwerks." Wilhelm hatte aufmerksam zugehört und war, ohne auf seine Umgebung zu achten, neben seinem Vater hergeschritten. Da hielt der Vater mit der Rede inne, und Wilhelm erblickte vor sich den mächtigen und doch so zierlichen, mit prächtiger Bildhauerarbeit geschmückten Giebel des Gewandhauses. Voll Staunen und Bewunderung über den gewaltigen Bau erkundigte er sich bei dem Vater, was das für ein Haus sei; denn daß es kein Wohnhaus sei, leuchtete ihm ohne weiteres ein. In kurzen Worten erklärte der Vater den Namen und die frühere Bestim- mung des Hauses und setzte hinzu, daß neuerdings hier die Handelskammer ihren Sitz aufgeschlagen habe; auch das große Gebäude, das sich seitlich ans Gewandhaus anschließt, sei für die Handelskammer bestimmt. „Handelskammer?" fragte Wilhelm, „das ist wohl etwas Ähnliches für den Handel, wie die Handwerkskammer für das Handwerk?" „Ganz recht," meinte der Vater, „nur dient die Handelskammer nicht allein dem Handel, sondern auch der Industrie, d. h. den Fabriken, Bergwerken und ähnlichen großen Betrieben im Herzogtum." „Haben denn die Kaufleute und Fabrikanten auch Innungen?" fragte Wilhelm weiter. Der Vater verneinte die Frage und erzählte dem Sohne, daß Handels- und Handwerkskammer nur im allgemeinen sich vergleichen ließen. 2m einzelnen seien viele Unterschiede zwischen dem Aufbau und den Aufgaben der Handelskammer und der Hand- werkskammer vorhanden. „Die Mitglieder der Handelskammer," fuhr er fort, „werden von den Kaufleuten und Fabrikanten unmittelbar gewählt, ohne daß örtliche Fachverbände nach Art der Innungen dazwischentreten. Wenn auch nach dem Wort- laute des Gesetzes die Aufgaben, die der Handelskammer zuge- wiesen sind, nicht wesentlich von denen der Handwerkskammern abweichen, so sind es doch Fragen anderer Art, die die Handels- kammer zumeist beschäftigen. Allerdings ist auch für die Handels- kammer die Fürsorge für den kaufmännischen Nachwuchs von großer Bedeutung, ja es ist sogar eine besondere Abteilung in der Verwaltung der Kammer dafür eingerichtet. Aber eine wichtigere Rolle spielen doch die Fragen des Verkehrs, ob nicht neue Eisenbahnlinien gebaut, Kanäle gebaut, neue Telegraphen- und Telephonlinien angelegt werden sollen. Daneben gehört es aber zu den Pflichten der verschiedenen Handelskammern im Deutschen Reiche und so auch derjenigen für das Herzogtum Braunschweig, die Regierungen und die gesetzgebenden Körper- schaften im Staat und Reich durch sachverständige Auskünfte zu unterstützen, wenn es sich beispielsweise darum handelt, mit fremden Staaten Verträge über die Einfuhr ausländischer und

2. Staats- und Bürgerkunde - S. 267

1910 - Wittenberg : Herrosé
267 sekretär. Das ganze Land ist in Oberpostdirektionsbezirke ein- geteilt. denen ie ein Oberpostdirektor vorsteht. Die Ortspostämter zerfallen in Postämter erster, zweiter und dritter Klaffe und in Postagenturen, außerdem find in kleinen, abgelegenen Orten noch Posthilfsämter eingerichtet. Postämter erster Klaffe werden durch Postdirektoren, zweiter Klaffe durch Postmeister, dritter Klaffe durch Postverwalter im Hauptamt verwaltet: Postagenturen werden selbständig im Nebenamte und Posthilfsstellen werden von Nichtpoftbeamten im Nebenamte versehen. Die Beförderung der Postsachen auf der Eisenbahn besorgen die V a h n p o st ä m t e r. Im Falle eines Krieges werden Feld- posten eingerichtet. Eine große Tat Stephans war die Gründung des Welt- postvereins im Jahre 1874. Derselbe umfaßt heute fast sämt- liche Staaten der ganzen Erde. Dadurch find sie alle zu einer großen Verkehrs- und Wirtschaftsgemeinschaft vereinigt worden. Durch den regelmäßigen Verkehr der Postdampfer, durch die be- deutende Ermäßigung der Portosätze, durch die einheitliche Rege- lung des Portos und Gewichts ist eine bedeutende Erleichterung des Verkehrs wie eine ungeheure Hebung desselben herbeigeführt worden. Die Portosätze betragen im allgemeinen nur das Doppelte von denen des Inlandes. Das Telegraphennetz erweitert sich auch täglich mehr, so daß die Verbindung zwischen den Menschen eine immer schnellere und engere wird. Nach der internationalen Telegraphenstatistik hat kein Land einen so lebhaften telegraphischen Verkehr mit dem Auslande wie Deutschland. Eine große Aufgabe bleibt unserem Vaterlande noch hinsicht- lich des Seetelegravhen oder des Seekabels. Deutschland hat bis jetzt erst wenig in Besitz. Im Jahre 1905 war die gesamte Kabel- länge 450 000 km. Davon hatte unser Vaterland erst 30 000 km. Die meisten Kabel sind in Englands Besitz. Das ist für uns durch- aus bedenklich. England kann in Zeiten des Krieges Nachrichten befördern oder zurückhalten, und uns dadurch unermeßlichen wirtschaftlichen Schaden zufügen. Ie mehr wir unser Netz aus- bauen und uns von den Engländern freimachen, desto besser für uns. Mit den Postämtern ist zugleich auch die Telephonie oder das Fernsprechwesen verbunden. Auch ihm ist ein Siegeslauf durch die Welt befchieden. Das Netz erweitert sich immer mehr. Seit 1894 haben wir die öffentlichen Fernsprechstellen. Sie haben An- schluß nach allen Gegenden. Damit nun nicht jede Leitung ihre besondere Anlage braucht, sind die Vermittlungsämter eingerichtet, die den nach Nummern bezeichneten Anschluß vermitteln. Seit 1900 gewinnt auch die drahtlose Telegraphie immer mehr an Boden.

3. Staats- und Bürgerkunde - S. 327

1910 - Wittenberg : Herrosé
122. Die Binnenschiffahrt. Nicht blotz die Seeschiffahrt hat in unserem Vaterlande einen ungeheuren Aufschwung genommen. Dementsprechend ist auch die Hebung der Binnenschiffahrt gewesen. Der Staat hat nicht nur für Regulierung der Flutzläufe gesorgt, wir haben auch ein ver- zweigtes Kanalnetz, wenngleich dasselbe dem Bedürfnisse bis heute noch nicht entspricht. Die Befürchtung, datz nach der Einfüh- rung der Eisenbahnen die Stromfrachten sich bedeutend verringern würden, hat sich nicht erfüllt, im Gegenteil, hat sich die Zahl der Tonnenkilometer von Jahr zu Jahr gehoben. Die wichtigsten Verkehrsadern sind die Ströme, welche den Vorzug haben, datz sie fast alle bis in ihren Oberlauf hinauf schiff- bar sind, und noch eine Anzahl ebenfalls schiffbarer Nebenflüsse. So können alle die Sachen, welche keinen Anspruch auf eine bestimmte Lieferzeit haben und welche keine hohen Frachtkosten vertragen, auf dem Wasserwege befördert werden Auf fast 12 000 km Länge dienen unsere Ströme dem Verkehre. Der Rhein, die beste Verkehrslinie, besitzt mit seinen Zu- flüssen ein Verkehrsgebiet von 200 000 qkm. Und dieses Gebiet umfatzt die produktivsten Landstriche des Deutschen Reiches. Die Ems gewinnt grötzere Bedeutung durch die Verbindung mit dem Rheingebiet vermittelst des Dortmund-Emskanals. Die Weser reicht mit ihrem verzweigten Flutznetz bis in den Thüringer Wald, Hessen, Hannover hinein. Die Elbe ist nächst dem Rheine der befahrenste Strom Deutschlands. Ozeandampfer können bis Hamburg, Flutzkähne mit niedrigem Tiefgang bis tief nach Böhmen hinein. Die Havel ist für mittlere Fahrzeuge vom Finowkanal ab zugänglich, und Berlin verdankt seine Lage als Industrie und Handelsstadt zu einem wesentlichen Teile dem Umstande, datz es an der gut schiff- baren Spree liegt und sowohl mit Hamburg und Stettin wie mit Breslau und Magdeburg in Verbindung steht. Es liegt in der Mitte dieses Wassernetzes. Die Oder und Weichsel, Pregel und Memel sind gute Schiff- fahrtswege. Und wie sorgt der Staat für Regelung und Ordnung des Verkehrs auf diesen Strömen! Eine besondere Fürsorge erfordert der Ausbau des Kanal- netzes. Die niedrigen Frachtkosten auf dem Wasserwege bedeuten Ersparnisse von Millionen für unser Volksvermögen. Wir leiden in Deutschland unter dem Umstande, datz Erzeugnngs-, Verarbei- tungs- und Verbrauchsstätten oft weit voneinander entfernt sind. Erze oder Kohle müssen oft einen langen Transportweg laufen, um zur Verarbeitungsstütte zu gelangen. Das erhöht die Preise bedeutend. Die Landwirtschaft kann auf dem Wasserwege billige Düngemittel beziehen. Wir müssen in der Industrie billig produzieren, um mit den Preisen des Auslandes Schritt halten zu

4. Staats- und Bürgerkunde - S. 328

1910 - Wittenberg : Herrosé
328 können, unseren Arbeitern Arbeit und Brot zu gewähren. Wir sind dann nicht mehr gezwungen, die Fabriken unmittelbar an die Kohlen- und Eisengruben zu setzen, wegen der Rohstoffe. Dadurch wird eine unvorteilhafte Volksanhäufung herbeigeführt und soziale Mißstände werden erzeugt, die vermieden werden, wenn die Bevölke- rung gleichmäßiger über den Boden des Vaterlandes verteilt bleibt. Diesen Übelstanden abzuhelfen, sind die Kanäle, die für Wirt- schaftszwecke gebaut find, vortreffliche Anstalten. Daher auch das eifrige Bestreben unserer Regierung, unsere Stromsysteme durch Kanäle ausreichend zu verbinden und so den Westen mit dem Osten näher und enger zu verknüpfen. West- und Ostdeutschland mehr zu einer wirtschaftlichen Einheit zu verschmelzen, so daß die landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Ostens leichter und billiger nach dem Westen verfrachtet, und die industriellen Produkte des Westens, dazu Kohle und Eisen, nach dem Osten befördert wer- den können. Ist auch der Plan der preußischen Regierung, Rhein und Elbe durch einen Mittellandkanal zu verbinden, vorläufig gescheitert. Das Wichtige, was bewilligt wurde, ist doch erheblich genug, dem obigen Ziele ein gut Stück näher zu kommen. 1. Kanal vom Rhein bis Hannover und Linden, 2. Großschiffahrtsweg Berlin- Stettin, 3. Verbesserungen der Wasserstraßen zwischen Oder und Weichsel, sowie der Warthe und der Oder zu schaffen. In dem Gesetz vom 1. April 1905, betreffend die Herstellung und den Aus- bau der Wasserstraßen sind die Grundgedanken zur Ausführung des großen Planes gegeben. Diese Bestrebungen finden in unserem tatkräftigen Kaiser eine wirksame Förderung und Stütze. Davon zeugen die herr- lichen Worte, die er bei der Einweihung des Dortmund-Ems- kanals 1899 in Dortmund sprach: ..Das Werk, das wir soeben be- sichtigt haben, macht es hoffentlich der Stadt Dortmund möglich, wieder den Flug über die See so zu nehmen, wie sie ihn schon ein- mal genommen. Rur möchte ich glauben, daß der Kanal, so wie er augenblicklich zu sehen ist, nur ein Teilwerk ist. Er ist nur so aufzufassen: in Verbindung mit dem großen Mittellandkanal, den in Angriff zu nehmen und durchzuführen meine Regierung fest und unerschütterlich entschlossen ist. Es ist selbstverständlich schwierig, derartige neue und große Gesichtspunkte in die Bevölke- rung hineinzubringen und das Verständnis dafür zu wecken. Ich glaube aber, daß sich mit der Zeit die Überzeugung mehr und mehr Bahn brechen wird, daß der Ausbau der Wasserstraßen für beide Teile. Industrie und Landwirtschaft, notwendig ist. Die stets wachsenden Bedürfnisse von Industrie und Landwirtschaft ver- langen leichtere Wege, und als solche müssen wir neben den Eisen- bahnen die Wasserstraßen betrachten. Der Austausch der Massen- güter im Vinnenlande, der vor allem auch der Landwirtschaft zu- gute kommt, läßt sich durch Wasserstraßen herstellen, und so hoffe ich, daß die Volksvertretung, diesen Gesichtspunkten nachgebend,

5. Staats- und Bürgerkunde - S. 279

1910 - Wittenberg : Herrosé
Ihnen den Dank und den aufrichtigsten Glückwunsch des hiesigen Handels- und Eewerbestandes für das darzubringen, was auch Berlins Handel und Industrie Ihren Anstrengungen zur Vervoll- kommnung des Weltpostvereins verdanken. Möge das großartigste internationale Werk des verflossenen Jahrzehnts sich noch lange der fördernden Hand seines ersten Be- gründers und unermüdlichen Pflegers erfreuen." 108. Die Eisenbahn. Die zweite große Verkehrsanstalt des Staates ist die Eisen- bahn. Wir können uns heute kaum vorstellen, wie es sein würde, wenn wir die Eisenbahn nicht hätten. Nicht allein, daß Personen und Güter schnell und billig von Ort zu Ort gebracht werden, sie geben vielen Tausenden von Beamten und Arbeitern und ihren Familien Brot und Stellung. Dazu gewähren sie durch ihre Über- schüsse dem Staate eine sehr erhebliche Einnahme. Im Jahre 1008 ergab die Eisenbahn einen Reinertrag von reichlich 200 Millionen. Je weiter die Bahnlinien gelegt werden, je enger das Bahn- netz wird, um so besser ist es für unsere Landwirte. Fabriken und Gewerbe. Mit größerem Gewinn können sie ihre Erzeugnisse ver- frachten und ihren Wohlstand heben und ihren Fleiß belohnen. In unseren Kolonien ist unser Eisenbahnbau das einzige nach- haltige Mittel zur Erschließung des Landes für die europäische Kultur. Unsere Eisenbahnen haben auch einen militärischen Zweck. In Kriegszeiten ist es unbedingt notwendig, daß sich die betreffenden Bahnlinien in der Hand des Staates befinden müssen für seine Truppentransporte. Für die staatliche Sicherheit sind sie unge- mein wichtig, und sie haben im Jahre 1870/71 diese Aufgabe glän- zend gelöst. Einheitliche Tarife können nur auf einer einheitlich geleiteten Staatsbahn durchgeführt, daher muß unsere Bahn Staatsbahn sein. Bismarck erkannte wohl die Tragweite des Schrittes, als er im Jahre 1870 die preußischen Bahnen verstaatlichte. Bis jetzt haben wir zwar ein deutsches, normalspuriges Bahn- netz. aber noch keine deutsche Eisenbahngemeinschaft. Jedes Land verwaltet seine Bahn selber. Eine Gemeinschaft besteht erst zwischen Preußen und Hessen. Was erstrebt werden soll. ist, unter Wahrung der Selbständig- keit der einzelnen Staatsbahnen, dreierlei: 1. einheitliche Hand- habung des Eisenbahnwesens in Deutschland auf nationaler, deut- scher Grundlage, aber ohne Beeinträchtigung der Hoheit und der Besitzrechte der Einzelstaaten. 2. größtmögliche Beseitigung der wirtschaftlich schädlichen Leerläufe des Wagenmaterials, 3. unbe- schränkte gegenseitige Benutzung des Güterwagenparkes.

6. Staats- und Bürgerkunde - S. 318

1910 - Wittenberg : Herrosé
318 Sie hat etwa einen Wert von 600 Millionen Mark. Die größten Reedereien sind die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktien-Ge- sellschaft (kurz Hapag genannt) und der Norddeutsche Lloyd. Erstere wurde 1847, letzterer 1857 gegründet. Außer diesen gibt es noch größere Dampfergesellschaften: Neptun. Hansa, Woermann- Linie, Ostafrika-Linie, Deutsch-Australische, die Deutsch-Amerika- nische Petrolgesellschaft u. a. m. Die Einnahmen für Frachten betrugen beispielsweise 1900 an 250 Mill. Mk., die englischen hatten 1800 Mill. Mk. Noch un- gefähr ein Drittel alles deutschen Handels wird von englischeil Schiffen besorgt. Unsere Handelsflotte kann sich demnach noch be- deutend vermehren, nur den deutschen Handel allein zu befriedigen. Zur Zeit der Hansa durchfurchten deutsche Schiffe in großer Zahl die Ost- und Nordsee und sicherten unserem Vaterlande die Vorherrschaft. Viele Ursachen wirkten zusammen, um den Verfall gänzlich zu machen. Erst die Verwendung des Dampfes als trei- bende Kraft hob auch den Schiffbau und die Schiffahrt wieder. Folgende Gründe wurden die Veranlassung zur Hebung. Die Ver- einigten Staaten als englische Kolonie rissen sich vom Mutterlande los. Dadurch wurden feine Häfen auch anderen als britischen Schiffen geöffnet. Die spanischen und portugiesischen Kolonien in Mittel- und Südamerika befreiten sich. Ihre Häfen wurden fremden Schiffen zugänglich. Eine riesige Auswanderung aus Europa nach Amerika setzte ein. Die meisten reisten über Ham- burg und Bremen. Dadurch hob sich die Schiffahrt dieser Plätze. Auf der Rückreise brachten die Schiffe Baumwolle. Tabak und andere Erzeugnisse mit. Je mehr das Bedürfnis wuchs, desto mehr hob sich der Handel. Seit der Errichtung des Deutschen Reiches nahm der Handel einen riesenhaften Aufschwung, wie ihn keiner ahnen konnte. Eine so innige Verbindung zwischen den Nationen machte eine gewisse Regelmäßigkeit der Fahrten notwendig. Wir hatten Nachrichten und Frachten nicht nur nach und von europäischen Häfen, sondern nach aller Welt, Amerika. Asien, Australien, Afrika. Dampferlinien, ausgehend fast alle von Hamburg und Bremen, führen nach überall hin. Die Frachtkosten sind geringere auf dem Meere. Das Meer ist die billigste Verkehrsstraße. Früher kostete 1 Doppelzentner- Getreide von der Nordsee nach Indien 20—30 Mk., und man fand das sehr billig. Heute kostet er 1,50 Mk., zwischen Hamburg und Amerika nur noch 0,50 Mk. Eine Tonne Getreide kostet auf der Eisenbahn für die Strecke von Königsberg nach Mannheim 18 Mk., amerikanisches Getreide über Rotterdam für dieselbe Masse 8mk. Westdeutschland verbraucht lieber amerikanisches und rumänisches Getreide, das auf dem Wasserwege kommt, als ostpreußisches, das auf der Eisenbahn viel teurer an Fracht steht. Dies wird daher mehr nach Schweden und England ausgeführt. Man hat berechnet und festgestellt: 1 Doppelzentner Getreide kann für denselben Fracht- satz auf der alten Landstraße 100 km, auf der Kunststraße 100 km,

7. Staats- und Bürgerkunde - S. 338

1910 - Wittenberg : Herrosé
338 126. Die Kabel. So riesenhafte Entwicklung unser Handelsverkehr genommen hat, so groß sind auch die Anforderungen gewachsen, welche alle die Hilfsmittel zur Erleichterung des Verkehrs stellen. Durch unsere Eisenbahnen, Dampfschiffe, Telegraphen und Telephone sind die Begriffe von Raum und Zeit sehr zusammengeschrumpft. Mit allen diesen neuzeitlichen Errungenschaften marschieren wir zum Teil ganz, zum Teil fast an der Spitze, nur mit einem sind wir bis jetzt noch ganz bedeutend im Hintertreffen, das ist der See- telegraph oder das Kabel. Je reicher die Verkehrsbeziehungen zwischen uns und den überseeischen Völkern werden, um so mehr wächst auch das Bedürfnis nach geeigneter schneller Verbindung. So entstand das Kabel, welches vor reichlich 60 Jahren zuerst von Frankreich nach England gelegt wurde. Selbstverständlich ist das Legen von Kabeln eine sehr kostspielige und riskante Sache. Die eigentlichen Kupferdrähte sind mit Guttapercha umwickelt. Sie sind mit Bleistücken beschwert, daß sie auf den Grund des Meeres sinken und hier fest liegen bleiben. Heute hat das Kabelnetz eine Länge von 500000 km, wovon auf Deutschland etwa erst 30000 km kommen. Den Löwenanteil hat England. Wir hatten bis 1870 keine Kabel nötig, da Deutschland mehr Festlandsstaat war, den seine Landwirtschaft selbst ernährte und der keine Weltwirtschaft brauchte. Mit unserm Aufschwünge zeigte sich die bittere Notwendigkeit. Gegenwärtig haben wir etwa 93 staatliche und 9 private Kabel von verschiedener Länge. Ozeankabel besitzen wir wenige. Eins geht von Borkum nach Vigo in Nordwestspanien, das andere von Borkum über die Azoren nach New s1)orf. Dieses Kabel ist fast 8000 km lang und gehört der Deutschatlantischen Telegraphengesell- schaft in Köln. Sein Bau kostete 19 Millionen. Auf den Azoren nutzte eine Zwischenstation eingelegt werden, da sonst bei der riesigen Länge der elektrische Strom zu langsam und zu schwach geworden wäre. Das Kabel landet in New ^ork und hat gleich Anschlutz an die Haupttelegraphenlinien nach Nord- und Mittelamerika und Südamerika. Das Wort kostet 1 Mk. Gebühr. Weitere Kabel besitzen wir in Afrika von Swakopmund nach Loanda, von Bonny in der Republik Nigeria nach Kamerun. In Asien haben wir Kabel von Tsingtau nach Wusung, von Tsingtau nach Tschifu, von Schanghai nach den Karolinen. In Europa besitzen wir die Linie Emden—england -Irland. Wir sind, was den Kabelverkehr anbetrifft, von England ab- hängig. England hat bis jetzt noch 4/5 aller Kabel in seinem Besitz. Am verhängnisvollsten für uns ist der geringe Besitz an Ozeankabeln. Wir müssen uns auch hierin von England frei- machen. Wir haben jetzt schon eigene Seekabelwerke und eigene Kabeldampfer. Durch das Kabel ist der ganze Schiffsverkehr geregelt. Ab-

8. Staats- und Bürgerkunde - S. 419

1910 - Wittenberg : Herrosé
419 sowie in dem Umstande, daß nicht jeder das afrikanische Klima verträgt. Nein, unsere Soldaten auf fremdem Boden waren nimmer- mehr Söldner, sondern nur Freiwillige aus der großen Schar der Wehrpflichtigen: nicht um des Erwerbes willen hatten sie zu den Waffen gegriffen, sondern aus Liebe zu unserem schönen Vater- lande oder aus gerechtem Zorne über die Greueltaten, die die Schwarzen an unseren deutschen Brüdern und Schwestern verübt haben. Was die Gegner unserer Heereseinrichtungen auch sagen mögen, wir wissen es besser: Nur eine aus der allgemeinen Wehr- pflicht entsprossene Armee kann die hohen politischen und kriege- rischen Aufgaben unseres Vaterlandes erfüllen, darum find wir für die allgemeine ^Wehrpflicht. Kyffhäuser-Korrespondenz. 161. Braucht das deutsche Reich eiue starke Kriegsflotte? Es ist in Deutschland viel darüber gestritten worden, ob es eine Kriegsflotte nötig hat oder nicht, und wenn man die Not- wendigkeit anerkennt, was sie schützen und verteidigen soll und weiter, wonach sich ihre Stärke bemessen mutz, datz es wohl an- gebracht erscheint, dies kurz zu besprechen. Das Deutsche Reich ist ein Festlandsstaat, und die Ausdehnung seiner Seeküsten ist gering. Solche sind jedoch an zwei Seiten vor- handen. nämlich an der Nordsee und an der Ostsee. Wir schützen unsere Landgrenzen im Osten und Westen durch Armeen und Festungen, welch letztere teilweise direkt an den bedrohten Linien auch in Friedenszeiten stehen, während ein eigens zu diesem Zwecke angelegtes und ausgebautes Eisenbahnnetz ermöglicht, in autzerordentlich kurzer Zeit alle Armeekorps, wie sie über das Deutsche Reich hin verstreut sind, nach der augenblicklich gefähr- deten Stelle zu befördern. Bevor das Deutsche Reich entstand, stand es um den Schutz unseres Vaterlandes traurig, und die Folgen blieben nicht aus. Feindliche Armeen drangen über die Grenze, rissen sich ein Stück nach dem anderen ab, verwüsteten reiche Provinzen, und fremde Machthaber begünstigten den Un- frieden zwischen den einzelnen deutschen Staaten. Das ist ja alles anders geworden, das Reich geeint und kräftig. Nun gibt es aber viele, die noch heute sagen, der Schutz unserer Seegrenzen sei nicht so sehr wichtig, denn man könne die Flußmündungen und Häfen durch starke mit vielen großen Geschützen ausgerüstete Festungen schützen und außerdem noch die zu ihnen führenden Fahrwasser durch Seeminen sperren. Um Landungen feindlicher Truppen an sonstigen Punkten der Küste zu verhindern, hätten wir ja unsere große Armee, welche mit Leichtigkeit imstande sei, eindringende 27*

9. Der Anschauungsunterricht der drei untersten Schuljahre - S. 170

1898 - Bonndorf : Binder
170 machen, oder ausdehneu. Wie ist das Eisen, weil es sich ans- dehnen läßt? (dehnbar.) Wie ist das Wachs, weil es sich auch ansdehnen laßt? u. s. w. Das Eisen ist ein Mineral, weil man es schmelzen kann. V. Anwendung. (Methode.) Nenne Mineralien! Nenne harte Gegenstände! Welche Ge- genstände sind weich? Nenne schwere Gegenstände! Nenne leichte Gegenstände! Nenne Dinge, welche im Feuer schmelzen! Nenne dehnbare (schmelzbare) Gegenstände! Nenne Gegenstände, welche ans Eisen (Stahl) gemacht sind! Nenne hölzerne Gegenstände! Erzähle, wie das Eisen gewonnen wird ! Erzähle, wie der Schmied das Eisen schmiedet! Warum hat der Schmied einen Lederschnrz? Warum ist in der Schmiede ein Blasebalg? Warum ist der Schmied im Gesichte rußig? n. s. w. B. Gewerbkundlicher Anschauungsunterricht. Wr. 43. Aev Wcrn eines Kcrnfes. 1. Vorbereitung. (Analyse.) Ihr habt diesen Sommer gesehen, wie hier ein neues Hans gebaut wurde. Wem gehört dieses neue Hans? (N.) Ihr seid vielmal ans dem Platze gewesen, und nun wollen wir sehen, ob ihr euch auch alles, was ihr gesehen, recht gemerkt habt. Ii. Darbietung des Stoffes. (Synthese.) Synthese 1. Was die Fuhrleute beim H a u s b a n e t h n n. Was braucht man zum Bauen eines neuen Hauses? (Balken, Steine, Sand, Bretter, Kalk, n. s. w.)

10. Heimatkunde für das 2. Schuljahr - S. 49

1914 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
49 Aufruf. Ihr Menschen helft! Groß ist die Not In diesen kalten Tagen! Vergeblich suchen wir nach Brot O helft, hört unsere Klagen! Wie lauschtet, als der Frühling war Beglückt Ihr, wenn wir sangen! Wir haben niemals Honorar Gefordert, noch empfangen! Hanfsamen, Fleischabfall und Brot Mögt Ihr drum jetzt uns schenken. Zu lindern unsere arge Not — Wir Werdens Euch gedenken! Kehrt kaum zurück die Lenzeslust, Scheint warm die Sonne wieder. Dann wollen wir aus voller Brust Euch singen unsre Lieder. Dann wollen wir en compagnie Trillieren, flöten, singen. In einer großen Symphonie Soll unser Dank erklingen! Die notleidenden Vögel. Gedicht: Der Vogel am Fenster. Nr. 94. Das Rotkehlchen. Nr. 93. Der kleine Bettelmann. Nr. 22. Don der Stadt Durlad), a) Eisenbahn und Post. (Tafel 28, 29.) Wir machten gestern einen Lerngang an die Eisenbahn. Wir stellten uns auf der Brücke auf, wo die Karlsruher Landstraße über die Eisenbahn geführt wird. Über die Brücke fährt die elektrische Straßenbahn nach Karlsruhe. Gegen Karlsruhe hielt ein Zug. Er durfte nicht einfahren. Warum? Der Arm vom Semaphor stand wagrecht, — bei Nacht ein rotes Licht. — Bald wurde der Arm in die Höhe gezogen, — bei Nacht ein grünes Licht. Der Dampfwagen Sambel, Heimatkunde. 4
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